Brustkrebspatientinnen könnten sich so eine Operation ersparen

Brustkrebspatientinnen könnten sich so eine Operation ersparen

Brustkrebs kann jede Frau treffen. In manchen Fällen verläuft die Krankheit besonders aggressiv, sodass vor der Operation eine Chemotherapie erfolgt. Eine Studie untersucht jetzt, ob sich die Patientinnen bei gutem Ansprechen auf die Chemotherapie die Operation zukünftig ersparen könnten.

Jede Frau kann es treffen. In der Schweiz erkranken jährlich etwa 6200 Frauen an Brustkrebs. «Bei 30-40 Prozent der Patientinnen verläuft die Erkrankung besonders aggressiv sodass sie in die Chemotherapie müssen», sagt PD Dr. Med. Christoph Tausch vom Brust-Zentrum Zürich. Doktor Christoph Tausch hat gemeinsam mit seinem Team eine Studie lanciert, die helfen soll, eine schonendere operative Therapie durchzuführen. Wir haben mit ihm über das Thema gesprochen. 

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Herr Doktor Tausch, Sie sind Direktor des Brust-Zentrums Zürich. Wer kommt zu Ihnen?
Zu uns kommen Frauen von sich aus oder auf Zuweisung vom Frauenarzt oder Hausarzt. Diese kommen mit oder ohne Risikofaktoren zur Früherkennung oder zur Abklärung von Symptomen wie Knoten oder Schmerzen. Bei einer Brustkrebsdiagnose werden die Patienten von uns operiert und medikamentös behandelt und in der Nachsorge weiter betreut.

Hier haben sie alles unter einem Dach.
Ja, einzig die Operationen und die Strahlentherapie erfolgen in den Kliniken.

Gemeinsam mit Pink Ribbon setzen Sie sich auch für die Prävention von Brustkrebs ein. Welche präventive Massnahmen zur Früherkennung kann jede Frau ergreifen?
Prävention ist eine vielschichtige Sache, jeder einzelne Punkt ist ein Mosaikstein vom Gesamtbild. Zum einen ist das der Lebensstil, dass man Gewohnheiten wie das Rauchen oder Alkohol in grösseren Mengen vermeidet. Wichtig sind aber auch eine ausgewogene Ernährung und Ausdauersport sowie Vermeidung von Übergewicht. Alles, was den Lifestyle betrifft, läuft über den Östrogenstoffwechsel ab. Da gibt es auch Faktoren, die Frauen nicht selber beeinflussen können, wie etwa, wann sie die erste Mens bekommen oder wann sie in die Menopause eintreten. Ganz anders verhält es sich mit der Prävention von vererbbarem Brustkrebs (etwa 5% aller Brustkrebsfälle). Frauen mit einer nachgewiesenen genetischen Veränderung können sich präventiven Operationen unterziehen.

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Wie kann die Menopause den Hormonspiegel negativ beeinflussen?
Je später eine Frau in die Menopause eintritt, desto mehr Menstruations-Zyklen erlebt sie. Damit unterliegt sie mehr Östrogenbelastung als andere Frauen.

Sie haben eine neue Studie für eine viel schonendere Therapie lanciert. Worum geht es da?
Es gibt Patientinnen, die besonders aggressive, teilweise grosse Tumore haben. Diese Frauen werden nicht sofort operiert, sondern bekommen die Chemotherapie vor der Operation, damit der Tumor schrumpft, um sie schonender operieren zu können. Nun ist es aber so, dass bei ungefähr der Hälfte dieser Patientinnen der Tumor nach der Chemotherapie nicht mehr nachweisbar ist. Da fragen uns die Patientinnen oft: Wozu operieren wir eigentlich noch? In dieser Studie bekommen die Patientinnen, bei denen wir mit allen radiologischen Untersuchungen kein Tumor mehr sehen, vor der Operation eine Gewebeprobe (Biopsie) des ehemaligen Tumorbetts. Es wird untersucht ob man mit der Biopsie gleichwertige Ergebnisse erreicht wie mit der Operation.

Was ist das Ziel der Studie?
Sollte uns als erste Studiengruppe weltweit der Nachweis gelingen, dass eine Biopsie der Operation gleichwertig ist, dann kann man darüber nachdenken, auf die Operation zu verzichten, wenn die Biopsie kein Tumorgewebe mehr zeigt.

Wem kann diese Studie helfen?
Die Studie hilft den Patientinnen, die sich einer Chemotherapie vor der Operation unterziehen. Das sind 10 – 20  Prozent unserer Patientinnen. Diese könnten sich so eine Operation und vielleicht gar einen Spitalaufenthalt ersparen. 

Wie wichtig ist es, dass die Studie jetzt auch mit der Pink-Ribbon-Gala-Night unterstützt wird?
Die Studie läuft über die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebsforschung (SAKK) in 35 Zentren in der Schweiz- und Österreich und kostet 1,7 Millionen Franken. Die Vorbereitungen laufen seit drei Jahren. Das ist ein Riesenaufwand, auch administrativ. Es ist wichtig, dass die Studie auf eigenen Beinen steht und dafür sind Beiträge wie die Pink-Ribbon-Gala-Night sehr wichtig. Man versucht also, die Studie so gut wie möglich über Fremdmittel zu finanzieren, um Geld für neue Projekte zu sparen. Und gerade jetzt nach dem Lockdown werden die Mittel sicher wieder knapper.

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PD Dr. med. Christoph Tausch
Facharzt Chirurgie FMH

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